Eine neon Grafik über Risikomanagement

Predictive Analytics Competence Center als Teil des Risikomanagements

Künstliche Intelligenz leitet potenzielle Betrugsszenarien für das Finanzministerium ab.

Die Steuerehrlichkeit ist in Österreich grundsätzlich sehr hoch. Um bei mangelnder Steuermoral für mehr Gerechtigkeit für alle zu sorgen, wendet das Predictive Analytics Competence Center (PACC) im Bundesministerium für Finanzen vielseitige Methoden an – die Hauptmethodik ist Predictive Analytics: eine auf Basis von Machine Learning arbeitende künstliche Intelligenz, die aus einer Vielzahl an Datenquellen potenzielle Betrugsszenarien ableiten kann. „Das Spektrum an Betrug ist breit und reicht von Umsatzverkürzungen in Bilanzen über Falschangaben im Bereich der Aufwendungen bis zur Angabe von nicht der Realität entsprechenden Vermögensverhältnissen. All das zielt darauf ab, die Steuerbelastung unrechtmäßigerweise so gering wie möglich zu halten“, erklärt PACC-Leiter Mag. Christian Weinzinger. „Wir verwenden speziell von uns gemeinsam mit dem BRZ entwickelte Algorithmen dazu, diese Unregelmäßigkeiten automatisch zu erkennen und die relevanten Fälle einer gesonderten Prüfung zuzuführen.“ Dazu macht das PACC, mit seinen knapp 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in sieben Bundesländern, Datenanalysen.

 

Konkret: Zahlen

Im Jahr 2022 wurden vom PACC rund 6 Millionen Veranlagungen von Arbeitnehmer:innen überprüft. Außerdem wählten die Expertinnen und Experten des PACC in den letzten Jahren jährlich rund 5.000 Risikofälle aus, bei denen in weiterer Folge durch die Finanzverwaltung eine steuerliche Betriebsprüfung, Prüfung der Lohnabgaben oder Zoll-Betriebsprüfung er folgte. Allein im ersten Halbjahr 2023 wurden wiederum bereits knapp 4 Millionen Veranlagungen von Arbeitnehmer:innen überprüft. Dazu kamen auch Überprüfungen von Steuererklärungen im Bereich Einkommensteuer, Körperschaftsteuer und Umsatzsteuer. „In den letzten 3 Jahren haben die Mitarbeiter:innen des PACC mit ihren Analysen und Vorhersagen in den verschiedenen Bereichen den österreichischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern in Summe rund 600 Mio. Euro erspart“, meint Weinzinger nicht ohne Stolz.

 

„Digitalisierung im Zusammenspiel mit künstlicher Intelligenz nimmt eine immer zentralere Rolle in der Finanzverwaltung ein und bietet großes Potenzial und eine Vielzahl an Chancen.“

Mag. Christian Weinzinger, Leiter des Predictive Analytics Competence Center im BMF
 

Wesentlich: Menschen

Auch für die Familienbeihilfe wird eine automatisierte Weiterverlängerung des Anspruchs durchgeführt, sofern die Anspruchsvoraussetzungen dafür gegeben sind. Im letzten Jahr wurden dadurch bereits über 100.000 Fälle automatisch weiterverlängert. Somit kann das Kundenservice gesteigert werden, da es zu keinen unnötigen Nachfragen des Finanzamts bei den Beihilfenbezieherinnen bzw. Beihilfenbeziehern kommt. Durch den Einsatz von Predictive Analytics konnte das PACC in den letzten Jahren wesentlich zur Erzielung eines Mehrergebnisses an Steuerrückforderungen beitragen. Es ist davon auszugehen, dass diese Zahl mit dem Ausbau der Predictive Analytics-Methodik in den kommenden Jahren weiter steigen wird. Eines wird sich aber nicht ändern: Die Festsetzung von Steuerrückforderungen wird immer nur und ausschließlich durch Mitarbeiter:innen des Finanzministeriums durchgeführt.

 

Neu: Anwendungsgebiete

Weinzinger wagt auch einen Blick in die Zukunft: „Vor allem im Bereich des Realtime-Scorings werden wir in der Zukunft neue Anwendungsgebiete sehen. Das reicht von einer Echtzeitbewertung von Warenlieferungen, die nach Österreich kommen, aus Österreich versendet werden und durch Österreich durchgehen, über die Einbindung von Large Language Models für die Erstellung von vorformulierten Briefen oder Bescheiden bis hin zur Verwendung von Bilderkennung für die Klassifikation von Dokumenten und dem Auslesen des Inhalts.“